miteinander entwickeln, experimentieren, "begreifen"
Theater am GGW
icon.crdate18.10.2024
Theater-AG verzaubert Publikum
Neuinterpretation bekannter Märchen verzaubert Publikum
Unter der Leitung von Lehrerin Stefanie Lenz entführte die Theater-AG des Gymnasiums Gosheim-Wehingen das Publikum in der Wehinger Schlossberghalle ins Märchenland. Die altbekannten Märchenfiguren der Gebrüder Grimm waren im Stück „Ach wie gut, dass niemand weiß“ der Autorin Marie Schwarz alle versammelt, doch wer Bekanntes erwartete, staunte zunächst nicht schlecht.
Das Stück begann mit einer Rahmenhandlung, in der einem Mädchen namens Leni von ihrer Mutter im Bett vorgelesen wird. So weit, so bekannt, könnte man meinen. Doch was darauf folgte, stellte die Märchenwelt gehörig auf den Kopf.
Die Hexe Raffzahn, ihres Zeichens, Betriebsratsvorsitzende der Märchen GmbH trommelt die Märchenfiguren zusammen, um über Reformvorschläge zu beraten, die ihrer Meinung nach notwendig seien. Die Hexe belehrt Rumpelstilzchen, den Wolf und Co. darüber, dass keiner mehr Märchen lesen würde, da diese so wahnsinnig altbacken seien. Modernisierung sei nun das Gebot der Stunde und im gleichen Aufwasch könne man ja auch tüchtig sparen. Die Hexe koordiniert ihren bösen Plan mit einem geheimnisvollen König am Telefon und möchte sich durch die Einsparungen wohl vor allem selbst bereichern. Die verschiedenen Märchen, im Stück „Abteilungen“ genannt, sind nun aufgerufen, Einsparungsvorschläge zu machen.
Dies treibt, wie zu erwarten, komische Blüten. Der Wolf möchte die Einsparungen durch das Auffressen von Rotkäppchen und der Großmutter übernehmen und probiert sich dann auch darin, deren Rollen zu übernehmen. Bei den sieben Geißlein darf der Wolf dann unfreiwillig gar nicht mehr er selbst sein. Als zeitgemäße Gefahr muss er nun einen windigen Versicherungsvertreter spielen, der an Haargel und Aktentasche zu erkennen sei. Die Geißlein sollten dann aber auch mit der Zeit gehen, schlägt der Wolf vor und will sie zu „Kids“ umgeschrieben wissen. Eines der Geißlein springt auf den fahrenden Modernisierungszug auf und beklagt „unseren Speech“, der „voll old school“ sei. Als auch noch Werbeeinblendungen aufgeführt werden, die die Märchen in Zukunft begleiten sollen, wird die Persiflage moderner Kommerzkultur deutlich und erntet unter jungen und alten Zuschauern zahlreiche Lacher. In der Rahmenhandlung beschenken Lenis Eltern das Mädchen mit einem smarten Mikrofon namens Hexa – Amazon lässt grüßen! Das Märchenland scheint nun an den kalten Kommerz verloren zu sein. Doch Hexa versteht Lenis Sprachbefehle nicht und spuckt nur sinnlose Antworten heraus, sodass am Ende die Oma ins Spiel kommt, Hexa ersetzt und Leni abends vorliest. Die Oma liest auch ein neues Märchen, von einer gierigen Hexe und einem gierigen König. Auch die Märchenfiguren setzen sich zur Wehr und vertreiben unter ihrem Anführer Rumpelstilzchen die Hexe Raffzahn.
Die circa 300 Zuschauer sahen ein heiteres Stück mit einer ernsten Botschaft, die mahnte, die eigenen Kinder nicht von der Technik aufziehen zu lassen. So war für viele Altersgruppen etwas geboten. Die Kleinen freuten sich, ihre Märchenfiguren zu sehen und staunten über Lichteffekte und Theaternebel. Die Eltern amüsierten sich über die Verballhornung der Sprache der Werbung und der Tücken der Technik. Zum Gelingen der Aufführung trug die in vielen Fällen beeindruckende Schauspielkunst der Schüler bei. Die Zuschauer hatten alle ihre unterschiedlichen Favoriten, die sie besonders beeindruckt hatten. Auch die zahlreichen Mitwirkenden hinter der Bühne und im technischen Bereich leisteten wertvolle, unersetzliche Arbeit.
Der Chor und der Leistungskurs Musik der Klasse 12 unterhielten unter Leitung von Lehrerin Marion Rösch die Zuschauer mit abwechslungsreichen Stücken verschiedener Stile und Epochen. Die Klasse 10b wuselte eifrig hinter der Bühne und bot eine kurze furiose Tanzeinlage dar. Die Zwölftklässler bewirteten mit Kuchen und Getränken und Fabian Weber besorgte die aufwendige Lichttechnik, die an eine professionelle Aufführung gemahnte. Die Zuschauer quittierten die Aufführung mit lang anhaltendem Beifall und zum Teil sogar mit Standing Ovations.